Urlaub in Niedersachsen:
Mit dem Rolli ins Bergwerk, ins Wattenmeer oder in den barrierefreien Strandkorb
(aus Rollstuhl-Kurier 6-2015) Text: Miriam Flüß, Fotos: André Byszio
Deutschlands erste barrierefreie Strandkörbe laden in Niedersachsen zum Relaxen ein. Das Reiseland zwischen Nordsee und Harz hält für Reisende mit Mobilitätseinschränkungen auch sonst viele Überraschungen bereit.
Mit dem Rollstuhl in einem Grubenwagen unter Tage fahren oder auf einer Wattwanderung das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer hautnah erleben? In Niedersachsen werden außergewöhnliche Erlebnisse wie diese wahr. Die Urlaubs- und Freizeitangebote für Besucher mit Mobilitäts- oder Aktivitätseinschränkungen werden stetig ausgebaut, ebenso wie die zuverlässigen Informationen darüber. Dazu trägt wesentlich auch das bundesweit einheitliche Zertifizierungs- und Kennzeichnungssystem „Reisen für Alle“ bei, auf das Deutschlands zweitgrößtes Bundesland seit 2015 setzt.
Botschafter für Niedersachsens Barrierefreiheit und Familienfreundlichkeit sind die ersten deutschen generationenübergreifenden Strandkörbe, die an sechs verschiedenen Standorten von Ostfriesland bis zum Harz zu einer gemütlichen-komfortablen Pause einladen. Hier können Rollstuhlfahrer ebenso wie Kinderwagen bequem einparken und windgeschützt relaxen. Die erhöhte Sitzbank erleichtert nicht nur Senioren das Aufstehen und über die höhenverstellbaren Fußstützen freuen sich alle, die es sich gern so richtig gemütlich machen. Sogar einen Wickeltisch beherbergt der Korb.
So vielseitig wie das Strandmöbelstück ist auch das Reiseland Niedersachsen: An der Nordsee locken Küstenromantik und Kunst in der Hafenstadt Emden, die historische Schiffe ebenso wie die herausragende Sammlung Henri Nannens und spannende Ausstellungen in der Kunsthalle zu bieten hat. Im historischen Städtchen Osnabrück, wo 1648 mit der Verkündung des Westfälischen Friedens Weltgeschichte geschrieben wurde, gehen Altstadt und Barrierefreiheit dank umsichtiger Planung eine hervorragende Mischung ein – und fürs lästige Kopfsteinpflaster steht sogar ein Leih-Rollstuhl mit extra dicken Rädern bereit. Auf geschichtsträchtigen Pfaden lässt es sich auch in Goslar im Harz rollen. Ins nahe gelegene UNESCO-Weltkulturerbe Bergwerk Rammelsberg, das der Kaiserstadt einst ihren Reichtum bescherte, können Rollstuhlfahrer im umgebauten Grubenwagen einfahren und sich von einem ehemaligen Bergmann in das harte Leben unter Tage entführen lassen.
Auch ganz junge Städte wie das erst 1938 gegründete Wolfsburg laden zur Entdeckungstour ein – zum Beispiel ins Science Center Phaeno, hinter dessen spektakulärer Fassade mehr als 350 faszinierende physikalische Experimente auf Neugierige warten.
Große Tiere warten in der Landeshauptstadt Hannover: Der hervorragend barrierefreie Erlebnis Zoo ist mit Elefanten, Nashörnern, Giraffen und Co. sowie spektakulären Themenwelten inklusive afrikanischer Flussfahrt ein buntes Erlebnis für die ganze Familie. Und wer Naturerlebnisse mag und auf
Tuchfühlung mit Heidschnucken und Heidjern gehen möchte, ist im Naturpark Lüneburger Heide genau richtig – ob im eigenen Rollstuhl auf barrierefreien Naturerlebnispfaden, komfortabel in der Kutsche oder in der Joëlette, einer Mischung aus Rikscha und Sänfte.
Informationen zu allen barrierefreien Urlaubsangeboten gibt es im Internet unter www.niedersachsen-fuer-alle.de |
Authentisch berichten Besucher mit Behinderung über ihre barrierefreien Reiseerlebnisse und Urlaubstipps im Blog www.meinniedersachsen.de |
Tourismus Marketing Niedersachsen GmbH (TMN) Essener Str. 1 30173 Hannover |
Miriam Flüß
verfügt über langjährige Erfahrung als PR-Beraterin in der Tourismus-Branche.
Als freie Journalistin widmet sie sich dem Thema „Barrierefrei Reisen“ und ist für verschiedene Special-Interest-Magazine für Menschen mit Handicap und diverse Hamburger Redaktionen tätig.
Miriam Flüß ist sowohl mit den Interessen der Tourismus-Akteure als auch mit den Bedürfnissen der Medienvertreter und Reisenden im Rollstuhl bestens vertraut.
Miriam Flüß lebt und arbeitet in Hamburg und an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste.
Weitere Informationen gibt es unter www.reisen-ohne-grenzen.net
André Byszio
ist Fotograf und Reisejournalist im Rolli. Er ist durch einen Unfall seit 1993 querschnittgelähmt.
Er hat lange Zeit im Anzeigen-Marketing eines großen Hamburger Verlages gearbeitet, bevor er sich entschlossen hat die Welt im Rollstuhl zu erkunden.
André Byszio hat Australien, Südamerika, die USA, Südafrika und einen Großteil Europas auf eigene Faust bereist und dort zahlreiche touristische Angebote getestet. Über seine Erlebnisse berichtet er in Special-Interest-Magazinen für Menschen mit Handicap.
Er fotografiert Landschaften, Sehenswürdigkeiten und Menschen aus der Perspektive, aus der auch Gäste im Rollstuhl sie erleben. Er unterstützt Hotels, Reiseveranstalter und Freizeiteinrichtungen bei der barrierefreien Planung oder optimalen Anpassung. Auf Fachtagungen und Seminaren berichtet er, worauf es beim Reisen im Rolli ankommt.
André Byszio lebt und arbeitet in Hamburg und an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste.