(von Dr. Gabriele Kirchmair)
Gilt das auch für uns Rollifahrer? Wir bewegen uns doch eh ständig, Transfers, Auto raus und rein, rollstuhlfahren… Ist das nicht genug? Denn müde macht es uns, also reicht es doch, ODER?
In jeder Zeitschrift taucht immer wieder das Thema: Bewegung auf. Wir sollen uns mehr bewegen, nicht den Aufzug sondern die Treppe benutzen, laufen und und und.
Wie machen wir Rollifahrer das? Nachdem uns der Alltag mit all seinen „Bewegungen“ schon so ermüdet, ist die Bereitschaft eher gering sich noch zusätzlich „gesund“ zu bewegen.
Natürlich gibt es die Ausnahmen, wie Sportler, die täglich trainieren. Im Breitensport ist das oft einseitig, auf Ausgleichsbewegungen wird häufig vergessen ebenso auf Dehnen und Aufwärmen.
Beim letzten ESCIF Kongress im Mai in Wien stellte uns Dr. Christoph Etzlstorfer Grundlagen (Anatomie der Schultergelenke, Anpassung der Herzfrequenz bei Belastung bei den unterschiedlichen Lähmungshöhen uvm.) und Ideen zur Fitness und vor allem zur Verbesserung derselben von Rollstuhlfahrern vor: was bringt uns regelmäßiges Bewegen? Ausdauertraining, Krafttraining?
Letztes Jahr im Juni hab ich mir bei einem Transfer in eine Badewanne in einem vermeintlich „barrierefreien“ Hotel in Deutschland den rechten Unterschenkel gebrochen. Im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt war ich noch 10 Tage im Rehazentrum Bad Häring. Dort war ich jeden Tag mehrmals in der Kraftkammer. Natürlich hab ich die Geräte schon gekannt und jedes Mal, wenn ich in Häring im Rahmen der Mittwochsrunde dort war, auch fleißig benutzt. Aber durch das tägliche Training merkte ich schnell eine Verbesserung meiner Kondition und Ausdauer. Zu Hause überlegte ich lange, wie ich mit dem Training fortfahren könnte. Das RZ ist für ein mehrmals wöchentliches Training zu weit weg. Also machte ich mich bei Sportlern schlau, um zu erfahren, wie sie trainieren. Christoph hat mir ein Handkurbelergometer der FA Ergosana vorgeschlagen. Und das war genau das, was ich wollte: ein Gerät, das im Wintergarten/Wohnzimmer das ganze Jahr stehen kann; das ich ohne Überwechseln jederzeit benutzen kann, das meine Herzfrequenz misst und und und. Ja und seitdem ich diesen Hometrainer für Rollifahrer habe, radle ich 3x die Woche, 30 Minuten und länger. Egal wie das Wetter ist, wie kalt oder warm es ist, ich radle mich ein 5- 10 Minuten, steigere dann die Wattzahl und radle weiter, immer die Herzfrequenz im Auge. Der ideale Zeitpunkt ist für mich in der Früh.
Was hat sich seitdem für mich geändert? Ich fühle mich rundherum wohler. Wenn ich mal schneller mit dem Rolli düse, klopft das Herz nicht mehr bis zum Hals, ich bin kräftiger geworden (auf Muskelzuwachs versuche ich nicht gezielt zu trainieren, mir geht es mehr um die Ausdauer) und Transfers auch in hohe Autos sind wieder easy für mich (Paraplegie Th 12) durchzuführen. Ich hab seitdem ich regelmäßig trainiere KEINEN INFEKT mehr gehabt, weder HWI noch einen sonstigen Infekt. Und nach dem Training bin ich super drauf. Das Radfahren im Freien werde ich nächstes Jahr wieder starten, aber nur mit einem E- Bike, um Belastungen und Überanstrengungen vor allem für die Halswirbelsäule zu vermeiden.