(Heinz Gardavsky)
Im menschlichen Körper findet man das zentrale und das periphere Nervensystem, sowie das vegetative Nervensystem. Letzteres kann weitgehend nicht willentlich gesteuert werden. Es ist unter anderem für unsere Organe und Organsysteme zuständig, steuert den Wasserhaushalt und auch die Verdauung. Selbst bei Bewusstlosigkeit übt das vegetative Nervensystem noch seine Funktion aus. Neben den überlebenswichtigen Vitalfunktionen kontrolliert es das Herz sowie die innere Augenmuskulatur oder die Blase und unsere Geschlechtsorgane. Es ist ständig aktiv und sorgt dafür, dass der Mensch sich schnell an alle äußeren Bedingungen anpassen kann.
Das zentrale Nervensystem (ZNS) besteht aus den Gehirn und dem Rückenmark. Das periphere Nervensystem (PNS) umfasst jenen Teil, der außerhalb des ZNS gelegen ist. Eine starre Abgrenzung beider Systeme ist aus funktioneller Sicht nicht sinnvoll, da Nerven, die sich für die Motorik verantwortlich zeigen, vom ZNS, wo die eigentliche Information verarbeitet wird, gesteuert werden. Hier werden bewusste Reaktionen, z.B. schneller gehen oder Beifall klatschen ausgelöst. Unbewusste Abläufe, wie etwa das Zurückziehen der Hand, wenn man etwas Heißes berührt, nennt man Reflexe.
Um eine präzise Bewegungskoordination durchführen zu können, braucht unser Körper ein intaktes Nervensystem. Das gilt auch für die Sensibilität, also den Gefühlen, etwas zu spüren. Ganz gleich ob kalt, heiß oder Schmerz, die Nervenzellenkommunikation von Gehirn bis zur Haut über Muskel muss einwandfrei gegeben sein. Ist etwa das Rückenmark geschädigt, sei es durch Unfall oder Krankheit, kann es sein, dass der Mensch weder etwas in den Extremitäten spürt oder aber Gliedmaßen nicht bewegen kann. Davon kann jeder Rollstuhlfahrer wohl ein Lied singen. Auch zerebrale Schädigungen können solche Symptome hervorrufen.
Das Störungsbild einer Querschnittlähmung hängt davon ab, in welchem Ausmaß und welcher Höhe das Rückenmark beschädigt ist. Die Nervenbahnen können entweder gequetscht oder unterbrochen sein, meist ist ein Wirbelbruch vorhergegangen. Ist die Nervenbahn dabei vollständig durchtrennt worden, hat das eine komplette motorische Beeinträchtigung zur Folge. Der Mediziner benennt das „Plegie“ oder komplette Querschnittslähmung. Es fehlt die Muskelkraft und das Empfindungsvermögen. Ist noch eine Restmotorik oder Restsensibilität vorhanden spricht man von einer inkompletten Lähmung oder „Parese“.
Dazu möchte ich noch die Begriffe „Para“ und „Tetra“ kurz erklären, die sich auf die betroffenen Gliedmaßen beziehen. Bei Verletzungen in der Höhe der Lendenwirbelsäule sind die Beine, Rumpf und meist die Beckenorgane betroffen (Para). Nach Schädigungen des Rückenmarks in Brusthöhe kommt es zu einer Beeinträchtigung aller Gliedmaßen (tetra = vier), daher spricht man dann von „Tetraplegie“ oder „Tetraparese“.
Sollte es zu Verletzungen des 4. oder 5. Halswirbels kommen, kann der gesamte Körper vom Hals abwärts gelähmt sein, wie es beim „Wetten-dass-Unfall“ geschehen war.