Hermine Diesenreiter wurde am 8. Juli 1959 in St. Leonhard bei Freistadt als ältestes von vier Kindern geboren. Nach ihrer Schulzeit schloss sie eine Lehre als Bürokauffrau in Gutau erfolgreich ab. In ihrer Jugend verbrachte sie viele lustige Stunden bei Wanderungen und Ausflügen mit ihren Freunden. Ein schwerer Schicksalsschlag veränderte mit 19 Jahren ihr Leben komplett. Sie erlitt als Beifahrerin bei einem Unfall eine Querschnittlähmung. Durch ihre Kämpfernatur und ihrem unermüdlichen Lebenswillen schaffte sie in beeindruckender Weise den Weg zurück in ein eigenständiges Leben. Auch weitere Rückschläge konnten sie von ihrem Lebensmut nicht abbringen.
Im Zentralkatalog und in der oberösterreichischen Landesbibliothek fand sie ihre Leidenschaft für Bücher und eine erfüllende Arbeit. Auch in der Pension lebte sie ihre Begeisterung für Bücher in der Bücherei St. Leonhard weiter. Die Freizeit verbrachte sie gerne mit ihren BüchereikollegInnen.
Ihre bereits verstorbenen Eltern sowie ihre Geschwister mit Familien gaben ihr immer die nötige Unterstützung mit außergewöhnlicher Hilfsbereitschaft. Ihre Patenkinder durften Städte quer durch Europa mit ihr entdecken; die Rolle als „Goli“ nahm sie sehr ernst, es hätte für ihre Patenkinder keine bessere Patentante geben können.
Das geliebte Auto von Hermine gab ihr Freiheit und Selbstständigkeit, und sie konnte damit nach Kroatien und in die Schweiz zu ihrer Schwester und deren Familie fahren.
Sportliche Erfolge feierte Hermine in früheren Jahren im Tischtennis auf nationaler und internationaler Ebene. Auch abseits des Wettkampfes genoss sie die Zeit mit ihren TischtenniskollegInnen.
Viel Kraft gaben ihr die unvergesslichen Urlaube mit Freunden auf Teneriffa, die Reha-Aufenthalte in Bad Häring und auf der Stolzalpe und die Kulturtage des Verbandes Rollstuhl aktiv.
Ganz besonders liebte sie die Reha-Aufenthalte im Reha-Zentrum in Rovinj/Kroatien, ebenfalls mit dem Verband Rollstuhl aktiv (früher Verband der Querschnittgelähmten). Seit dem Jahr 2001 war sie immer mit dabei und genoss dort die Kameradschaft mit Gleichgesinnten, das warme Meeresklima und die Inselrunden mit Blick auf Rovinj sehr. Ausflüge mit ihrem Swiss-Track in das Städtchen Rovinj mit Freunden standen oft auf dem Programm. Bei der täglichen Morgengymnastik am Meer übernahm sie manchmal auch die Rolle der Vorturnerin. In den letzten Jahren gestaltete sie bei der Sonntagsmesse die Fürbitten in Deutsch. In der guten Luft der Reha-Anlage mit dem uralten Baumbestand fand sie manches verschwiegene Plätzchen zum Lesen und Erholen. Nach dem Abendessen genoss sie auf der Terrasse des Restaurants ein Gläschen Rotwein mit Blick auf das Meer und auf den Sonnenuntergang bei guten und interessanten Gesprächen mit den Mitgliedern unserer Gruppe.
Aus gesundheitlichen Gründen musste Hermine schweren Herzens ihre Teilnahme an unserem Reha-Aufenthalt im Juni 2024 in Rovinj absagen. Am 11. Dezember 2024 starb sie unerwartet im 65. Lebensjahr.
Für viele wird Hermine ein Vorbild bleiben. Wer sie kannte, wusste ihre außergewöhnliche Persönlichkeit zu schätzen. Wir werden Hermine als fröhlichen und lebenslustigen Menschen in liebevoller Erinnerung behalten – und wir werden sie in Rovinj sehr vermissen.
Autorin: Martha Preisinger
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