Ein Reisebericht von unserem Mitglied Josef Krapfenbauer
Am Mittwoch, dem 22. Juni 2016 machte ich zusammen mit meinem langjährigen Freund Josef Grudl und unseren Gattinnen einen Ausflug zu den Moldaustauseen nach Lipno/CZ um dort den Baumwipfelpfad zu erkunden. Eine ca. 90 Kilometer lange Fahrt mit etwa eineinhalb Stunden Fahrzeit wurde uns von Mr. Google prophezeit.
Wir starteten schon um 8.00 Uhr und ich holte die Familie Grudl von zu Hause ab. Nach dem Verladen der Rollstühle in meinen Kombi ging es los über Karlstift, Sandl nach Windhaag bei Freistadt.
Dort besichtigten wir den Wettershuttle, eine Konstruktion, ähnlich einer Traisine, genau auf der europäischen Wasserscheide. Der Wasserdieb, wie er auch genannt wird, hat zwei Schalen wovon sich bei Regen jeweils eine davon mit Wasser füllt. Durch das Gewicht des Wassers wird die Konstruktion auf Schienen in die Richtung der Schale befördert und entleert sich seitlich, wobei sich die gegenüberliegende Schale aufrichtet um sich zu befüllen. So wird der Wassershuttle wieder auf die gegenüberliegende Seite transportiert um sich dort zu entleeren. Eine genial durchdachte Spielerei, die viele Schaulustige anzieht. Ganz in der Nähe befindet sich das Gasthaus zum Waldlehrpfad der Familie Rudlsdorfer, ein geeignetes Lokal um sich zu stärken.
Dann fuhren wir der über Leopoldschlag zum Grenzübergang Wullowitz und weiter nach Lipno. Hier befindet sich neben dem Moldau-Stausee die Talstation des Skiareals Lipno am Fuße des Berges Kramolin. Hier kann man die Tickets bzw. Eintrittskarten für den Baumwipfelpfad erwerben. An der Kasse gibt man bekannt, ob man mit dem Sessellift oder mit dem Shuttlebus zum Aussichtsturm fahren möchte. Gleich neben der Kasse befindet sich ein Restaurant mit barrierefreiem WC. In diesem Selbstbedienungsrestaurant haben wir das Mittagessen eingenommen und sind anschließend zum Bus. Über eine Rampe bei der Bushaltestelle konnten wir mühelos in den Bus einfahren, in dem sich im hinteren Bereich eine Plattform befindet, wo zwei Rollstühle problemlos Platz finden.
Nach etwa fünf Minuten Fahrzeit erreichten wir den Baumwipfelpfad, eine etwa 40 Meter hohe Aussichtswarte, die man mit dem Rollstuhl über eine Rampe mit etwa 6% Steigung befahren kann. Mir hat mein Smartdrive geholfen, diese Steigung zu überwinden, allerdings mußte ich zwei mal eine Pause einlegen, weil der Überlastungsschutz meines Antriebes abschaltete. Hier mußte meine Frau Elfi einspringen und ein wenig anschieben. Der Antrieb meines Kollegen (seine Frau Lisbeth), machte ebenfalls ein paar Verschnaufpausen und die beiden Damen probierten einige Geschicklichkeitspfade aus. Oben angelangt konnten wir die Stufen zur obersten Plattform leider nicht überwinden, weil der Treppenlift abgeschaltet war. Man müßte hier beim Eingang zum Aussichtsturm bereits bekanntgeben, daß man den Lift verwenden möchte, dann würde dieser wahrscheinlich eingeschaltet werden. Auf jeden Fall wird man aber bereits während dem gesamten Aufstieg mit einem traumhaft schönen Ausblick belohnt. Man kann über den Moldaustausee sehen, den österreichischen Sternwald mit seinem Windpark, ja sogar hinaus bis in der Bayrischen Wald reicht der Ausblick. Für jemanden, der sich ständig in Bodennähe Bewegt ein unbeschreibliches Erlebnis. Bei der Abfahrt von der Aussichtswarte sind Rollifahrern unbedingt Handschuhe zu empfehlen, denn die Treibreifen werden schön warm. Wenn man mit einer 6%igen Steigung 40 Meter überwinden möchte, muß man von einer ca. 700 Metern langen Rampe ausgehen, die man da hinunterdonnert.
Anschließend sind wir noch zum Yachthafen am Moldaustausee gefahren, auch hier ist eine Begleitperson empfehlenswert, denn es sind doch ein paar leichte Hügel zu überwinden.
Wir fuhren dann weiter in das nur 12 Kilometer entfernt gelegene Romantikhotel Guglwald im oberösterreichischen Grenzgebiet auf eine Eis. Nach der Besichtigung der Hotelanlage und der Gedenkkapelle machten wir uns auf zur Rückreise über Bad Leonfelden und Freistadt in unser Waldviertel. Gegen 18.00 Uhr kamen wir zu Hause an und beendeten den Ausflugstag mit einer gemütlichen Heurigenjause inklusive Bier und Schnapserl in der Gartenlaube der Familie Grudl.
Sepp Grudl und ich teilen unser Schicksal im Rollstuhl bereits seit fast 37 Jahren und es ist immer wieder schön, wenn wir mit ihm und seiner lieben Frau Lisbeth einen so herrlichen Tag verbringen können. Ich kann diese Ausflugsfahrt allen Rollstuhlfahrern empfehlen, die dem beschwerlichen Alltag einmal entfliehen möchten.
Erinnerung an einen Tagesauflug