Rehabaufenthalt Rovinj

(von Magdalena Kuess)

Entschleunigung – das ist jenes Wort, mit dem sich Rovinj wohl am besten beschreiben lässt. Die 2 Wochen, die ich hier verbracht habe, werde ich wohl nie vergessen!

Nicht nur das Essen in Bolnica, die fantastische Insel und die reizende Altstadt haben mich restlos begeistert – auch die lustigen Abende und besinnlichen Momente würde ich niemals missen wollen.

Ich war hier als Begleitperson, und gleich am ersten Abend nach unserer Ankunft musste ich unbedingt noch einen schnellen Sprung ins Meer machen – die Wellen waren einfach zu verlockend!

Das Meer in Rovinj ist, im Gegensatz zum Nordatlantik beispielsweise, sehr ruhig und auch von der Temperatur her angenehm – nicht zu kalt, aber trotzdem erfrischend an heißeren Tagen.

Die Teilnhehmer im Jahr 2016
Am Strand (es gibt sowohl Sand- als auch teilweise Steinstrand) kann man zwar leider kaum Muscheln finden, dafür aber viele Schnecken und im Meer auch öfters Fische – an guten Tagen schwimmen diese bis in die Mole von Bolnica! Früher waren es laut Erzählungen mehr Fische, die wohl dieses Jahr nicht mehr gekommen sind, weil der Meeresboden in der Zwischenzeit von Algen und jeglichen Gewächsen befreit wurde. Die meisten Gäste allerdings schienen darüber sehr froh zu sein, so auch ich – das Schwimmerlebnis wird doch um einiges angenehmer, wenn man nicht durch meterlange Teppiche von schleimigen Meerespflanzen waten muss.

Am nächsten Morgen nach meinem Sprung ins kalte Wasser habe ich erstmals bemerkt, welches Gefühl meine nächsten Tage prägen sollte: Heißhunger! Das Meer, die salzgeschwängerte Luft, die angenehmen Temperaturen und vor allem auch das fantastische Essen in Bolnica haben meine Laune in ungeahnte Höhen katapultiert.

Speisesaalchefin Gordana liest einem außerdem jeden Wunsch von den Augen ab, und das gesamte Küchen-, Putz- sowie Therapiepersonal strahlt eine große Herzenswärme und Hilfsbereitschaft aus.

Jeden Morgen nach dem Frühstück begaben sich die Mitglieder unseres Kurses zur Atemgymnastik (oder „Schnaufen“, wie sie hier üblicherweise genannt wird), welche je nach Wetterlage im kühlen Schatten am Beginn des Inselrundwegs oder am Hubschrauberlandeplatz stattfand.

Was mich besonders gefreut hat, war die Abwechslung der Übungsausführenden: so haben sich gleich mehrere andere Teilnehmer an die Führung der Morgengymnastik getraut.

Worauf ich jedoch danach immer am meisten hingefiebert habe, waren die Geschichten über die unterschiedlichsten historischen, kulturellen, religiösen und wirtschaftlichen Ereignisse. Jeden Morgen nach dem Schnaufen erzählte Manfred, der Leiter der alljährlichen Rovinj-Aufenthalte, kurze, aber trotzdem sehr tiefgreifende und detaillierte Geschichten über aktuell oder allgemein relevante Themen unterschiedlichster Art.

Meine persönliche „Challenge“, die mein Leben und vor allem auch meinen Urlaub geprägt hat: Jeder Tag soll, egal was passiert, ein guter und glücklicher Tag sein.

Das Ziel ist es, immer an alles positiv heranzugehen und wenn es noch so klein ist. Selbst wenn es der fürchterlichste Tag sein sollte, den man sich vorstellen könnte – man hat einen Sonnenbrand, sodass sich die Haut ablöst, das Lieblingsbuch wurde Zuhause vergessen oder man hat sich einen Stein eingetreten und der Fuß tut tagelang weh.

Diese Tage waren hier für mich aber trotzdem gute und glückliche Tage – zum Beispiel, weil der Kuchen zum Mittagessen lecker war, oder weil in der Stadt eine Band gespielt hat, weil man ein Kompliment bekommen oder gegeben hat, das Bad frisch geputzt wurde, man ins Grüne gegangen ist, Krabben bei der Nahrungsaufnahme beobachtet hat oder man ganz einfach nur am Abend am Meer saß und, ganz kitschig, den Sonnenuntergang beobachtet hat.

Ich habe allerdings eine Sache in meinem bisherigen kurzen Leben gelernt: Am glücklichsten wird man, wenn man gibt, und vor allem hier habe ich das wieder ganz deutlich gesehen. Bolnica ist wie ein kleines Dorf, in dem jeder jedem hilft, man voneinander lernt, man das Gegenüber nicht verurteilt oder sich abschätzig verhält, man einfach gemütlich ein paar Bierchen zwitschert und ungezwungen plaudert, Neuigkeiten austauscht oder komplett stressfrei zusammen singt und Ausfahrten unternimmt.

Letzteres war zum Beispiel der Fall beim Abschiedsessen, einer Tradition möchte ich fast sagen, wo munter geplaudert, gespeist und gesungen wurde, um 20 Jahre Rovinj (!) zu zelebrieren.

Auch ein schönes und mit Musik verbundenes Erlebnis: der Ausflug zu Agroturizam Tikel, einem netten Heurigen mitten auf einem der sattgrünen Hügel Istriens, mit Ausblick auf umliegende, auf Anhöhen gelegenen Städte, die architektonisch angeblich ebenfalls einiges zu bieten haben. Auf der Fahrt dorthin, die leider nicht so viele Teilnehmer auf sich genommen haben wie ursprünglich angekündigt, gab es auch gleich noch eine Panne: Manfreds Reifen platzte und wir mussten spontan dessen Mitfahrer auf die anderen Autos aufteilen.

Gott sei Dank haben wir es aber Dank des Wirten, der Manfred an der Unfallstelle abholte, schließlich doch noch alle heil nach oben zum Heurigen geschafft.

Umliegend um Rovinj lassen auch noch einige andere Besonderheiten das Herz des abenteuerlustigen Reisenden höher schlagen: wunderschöne Ausgrabungsstätten inmitten von Weingärten, Architektur aus der Kaiserzeit und älter (auch Bolnica gehört zu den kaiserzeitlichen Gebäuden); italienisches Flair in der Innenstadt (da Rovinj ja zu Istrien gehört); und (Geheimtipp!) einer der besten Eisläden, die ich kenne: B052 in Rovinj, gut mit dem Auto erreichbar, wenn man von oben herum fährt; gleich am Ende der Einkaufsstraße Rovinjs, durch die man unbedingt einmal gebummelt haben sollte.

In der Vorsaison findet man in der Altstadt noch nicht so viele Touristen, immer wieder Straßenmusik, Salsa-Events, sprühende Energie und Leben, die diese Stadt so einzigartig machen. Was mich persönlich sehr gereizt hat: die wunderschön eingerichteten Süßigkeiten-Läden! Hier gab es alles was das Herz begehrt, in gigantischen Mengen und natürlich maßlos überteuert. Trotzdem konnte ich meine Finger nicht davon lassen…

Was ich in Bolnica außerdem herausgefunden habe: das Wetter ist fast immer das allgemeine Lieblingsthema. Ich glaube, ich werde jetzt, nachdem ich heimgekommen bin, 2 Wochen nicht mehr über das Wetter reden wollen!

Trotzdem möchte ich unbedingt noch einmal gesagt haben: Rovinj wäre nicht dasselbe ohne die ganzen lieben Menschen aus dem Verband – das haben wir vor allem dann gemerkt, als fast alle Leute des Rollstuhlverbands einen Tag vor uns nach Hause fuhren. Auf einmal war alles leer und nur noch halb so schön!

Deswegen möchte ich mich bei euch allen bedanken, die ihr Rovinj 2016 einzigartig gemacht habt und mich, obwohl ich die „Neue“ und absolut Jüngste war, so selbstverständlich aufgenommen habt!

Einige Fotos als Erinnerung an drei Wochen Rehab-Aufenthalt

Panorama von Rovinj

Geselliges Beisammensein

Spaziergang in der Altstadt

Über diese Rutsche geht’s ins Meer


(Bereits während des Rehab-Aufenthalts gab es einen Zwischenbericht von Manfred Schweizer)

Zum 20. Mal findet der Rehab-Kurs des VQÖ in Rovinj statt.

Bei wechselhaftem Wetter – tosendem Meeresrauschen, aber auch herrlichem Sonnenschein – beginnen unsere Therapien bereits um 08:30 Uhr mit der Atemgymnastik. Alle Anwesenden nehmen daran teil!

Die vom Arzt verordneten Therapien werden von den Teilnehmern in Anspruch genommen.

Die Geselligkeit der Teilnehmer ist hoch angesiedelt.

Kulinarik und Spass stehen wie jedes Jahr im Vordergrund.

Zum 1. Mal gab es heuer eine Bootsfahrt unter dem Titel „Delphin-Show“ bei untergehender Sonne und leichter Brise. Die Tiere haben brav mitgespielt und zeigten sich von bester Seite.

… am Morgen: die tägliche Atemgymnastik …

 

… einige Teilnehmer des heurigen Rehab-Kurses …

 

… bereitmachen zur Schifffahrt …

 

… wir konnten einige Delphine beobachten …

 

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