Parabadminton – eine aufstrebende Sportart

Parabadminton: Training im Tennis Point Vienna
In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Spiel Federball populär: Es ging darum, gemeinsam zu spielen und dabei den Federball möglichst lange in der Luft zu halten. Daraus entwickelte sich der Wettkampfsport Badminton , der mit Federball nicht mehr viel gemeinsam hat.

Spielfeldgröße, Netzhöhe, Normen für Schläger und Ball und vieles andere wurde normiert und reglementiert. Es gilt -ähnlich wie bei Tischtennis – die einzelnen Ballwechsel zu gewinnen. 21 Punkte bringen (mit 2 Punkten Unterschied bis maximal 30 Punkten) einen gewonnen Satz. Neben einer guten Kondition und Schnelligkeit ist vor allem auch ein perfektes Reaktionsvermögen, gute Koordination und hohe Beweglichkeit von großer Bedeutung.

Schon in den 90-er-Jahren entwickelte sich Parabadminton als Sportart für Behinderte in sechs Klassen, davon zwei Rollstuhlklassen. Rollstuhlklasse WH1: Rumpfstabilität schwach bis schlecht, Rollstuhlklasse WH2: Rumpfstabilität normal.

In Österreich ist Parabadminton noch „im Aufbau“, bei den österreichischen Meisterschaft im Dezember 2106 konnte man sich erstmalig über eine 2-stellige Teilnehmerzahl freuen. Es wurde ein offenes Turnier (Damen und Herren gemeinsam) gespielt. Im Finale trafen Henriett Koosz und Thomas Frühwirth aufeinander: Henriett siegte mit 23:21 und 21:14.

… und wenn Euer Interesse geweckt wurde …

Trainingsmöglichkeit in Wien:

WO: Integrative Schule Hernals, 1170 Wien, Hernalser Hauptstraße 220 – 222

WANN: Jeweils Donnerstag von 19:30 bis 21:00 Uhr

Weitere Details gibt es in diesem Flyer

Einige Stimmen anlässlich der Österreichischen Meisterschaften Dez. 2016

Henriett Koosz, aktuelle österreichische Meisterin:

Ich denke nicht so dran, dass Parabadminton paralympisch wird, sondern dass so wenige es wissen, dass es Parabadminton gibt und es so wenige Spieler und Spielerinnen sind.

Parabadminton ist nicht Rollstuhl-Badminton: Parabadminton hat sechs Klassen und da sind eigentlich nur zwei Rollstuhlklassen und vier Geherklassen.

Michael Dickert, Generalsekretär des Badmintonverbandes:

Das primäre Ziel ist es, für die Sportart Spielerinnen und Spieler zu gewinnen, das heißt, vermehrt mit den Landesverbänden zusammenarbeiten, mit Rehazentren kooperieren, damit wir eben eine breite Basis haben.

Alexander Postl-Znidarcic:

Ich bin schon seit 92 im Rollstuhl und ich verstehe nicht – es gibt ja Rollstuhlfahrer – warum so wenige zum Sport kommen. Ich verstehe nicht, warum man nicht an den Rehazentren bisschen mehr Reklame macht.

Thomas Frühwirth, Paralympic-Medaillengewinner::

Para Badminton ist eine relativ junge Sportart, muss noch populärer werden. Und man muss konsequent junge Athleten von Grund auf aufbauen und ausbilden. Dann wird auch das Leistungsniveau wesentlich steigen. So wie immer im Sport, braucht es einfach Zeit.

 

Badminton für Rollstuhlsportler

(von Heinz Gardavsky)

Kurz vor einem international besetzten Badminton Wettkampf in Spanien (Mallorca) hatte ich die Möglichkeit, zwei ambitionierte Teilnehmerinnen bei ihrem Training zuzusehen. Im Tennispoint Austria beobachtete ich Brigitte Seyer und ihre Partnerin Henriett Koosz. Beide waren früher hervorragende Tennisspielerinnen, die auch beachtliche internationale Erfolge vorweisen konnten. Jetzt haben sie ihr Herz für Federball entdeckt .

Badminton wird schon bei den nächsten Paralympics ein eigener Bewerb sein, wo die Athleten olympisches Gold, Silber und Bronze erringen werden können. Die Dichte an Spielern ist zur Zeit auch international noch gering, aber das soll sich in der Zukunft zum Positiven ändern.

Die Grundvoraussetzung sind ein Schläger, ein paar Federbälle und Interesse an diesem Sport. Schon kann es losgehen. Gespielt wird auf 21 Punkte und zwei gewonnene Sätze. Für den Kampf benötigt wird für einen Rollstuhlfahrer nur der halbe, für das Doppel jedoch der ganze Platz. Zu erlernen ist es relativ einfach, so man sportlich ist, versichern mir Brigitte und Henriett. Man wird auch schnell besser und man kann mit viel Training bald an die Spitze vorstoßen. Jeden Donnerstag um 18 Uhr gib es die Möglichkeit im Trainingszentrum in der Hernalserhauptstraße zu spielen. Michael Dickert, Trainer der beiden vorher genannten Damen, ist Generalsekretär des österreichischen Tennisverbandes. Er hat ein eigenes Referat für Parabadminton ins Leben gerufen und erhält sogar Fördergelder vom BSFV, dem Bundesförderungsvereins für Sport.

Beim Parabadminton gibt es sechs Klassen: Zwei für Rollstühle, eine für Kleinwüchsige und der Rest für gehende Menschen mit Handicap. Für Profikämpfe wird ein besonderer Rollstuhl gebraucht. Ab 4.000.- Euro ist man dabei. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, dass der Profisport im Federball noch in den Kinderschuhen steckt.

Die beste Badmintonspielerin der Klasse 1 in Österreich ist zur Zeit Henriett Koosz. Sie ist seit 2015 dabei, weil sie dem Tennissport gesundheitlich nicht mehr auszuüben vermochte und lebt trotz ungarischer Wurzeln in Wien. Sie ist mindestens zwei Mal wöchentlich mit ihrem Trainer auf dem Platz und bestreitet immer wieder Turniere mit guten Erfolgen. Zur Zeit hat sie den 12. Rang im internationalen Ranking inne. Brigitte Seyer, seit einem Unfall 2003 inkomplett gelähmt, wohnt in Schwadorf. Sie hat ein eigenes Auto, fährt ebenfalls zwei Mal die Woche nach Wien, um zu trainieren. Sie ist die frühere Doppeltennispartnerin von Henriett und ist 17. in der Liste.

Brigitte Seyer (links) und Henriett Koosz (rechts)
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