(von Karl Steinkellner)
Nach meinem Sportunfall im Nov. 2008 kam ich 2009 ins Rehabilitationszentrum Weißer Hof und lernte dort Charly Herdlinger kennen, der mit einem Beinbruch einige Zeit mein Zimmerkollege war. Der gute Kontakt blieb erhalten und auf seine Anregung trat ich dem VQÖ bei. Heuer wollten wir gemeinsam den Rehab-Aufenthalt in Rovinj absolvieren, leider musste Charly wegen einer akuten Entzündung im Bein kurz vorher absagen und Linda und ich mussten plötzlich alleingestellt den Kuraufenthalt als Greenhorns beginnen. Wir fragten uns, was wird uns erwarten?
Die Fahrt von Steyr über Graz mit einem Stopp in Gralla verlief problemlos und um ca. 13h trafen wir in Bolnica ein. Vor unserer Unterkunft herrschte bereits reger Betrieb und wir wurden sogleich wie Freunde begrüßt. Allen voran Manfred, der uns gleich seine Hilfe anbot. Beim Betreten unseres Zimmers erlebten wir jedoch einen kleinen Schock, es war klein und die Einrichtung sehr einfach, da sollten wir es 3 Wochen aushalten. Wie immer hatte Linda zu viel mitgenommen und wusste nicht, wohin mit allen Sachen. Manchmal ist der erste Eindruck enttäuschend, aber um es gleich vorweg zu nehmen, es wurde ein wunderschöner Aufenthalt unter lauter lieben Menschen. Nach einem sehr guten Mittagsessen erfolgte die Begrüßung durch Manfred, danach erste Erkundung des Geländes.
Das Rehab-Zentrum Bolnica besteht aus mehreren Gebäuden, einem Krankenhaus und einer Kirche verstreut auf einer Halbinsel mit altem Baumbestand, ruhigen Spazierwegen zum Entspannen und Erholen. Eine schöne Badebucht mit Kiesstrand und eine neu renovierte Badeanlage mit zwei Rampen ins Meer für uns Rollifahrer ergänzt das Ambiente.
Der nächste Tag begann fast ein wenig stressig. Frühstück im Speiseraum, Therapieeinteilung im Therapiecenter und Morgengymnastik an der Mole. Alle Plätze mussten erst gefunden werden.
Die ersten Tage vergingen wie im Fluge, wir besuchten Rovinj zu Fuß (Swiss-Trak) oder mit dem Fahrrad (Handbike) und erkundeten die engere Umgebung per Rad, wobei uns Mentl und Rudi als Guide zu Hilfe kamen und wir mit ihnen schöne Radtouren unternahmen, inklusive Einkehrschwung oder wie es Rudi nannte, Tankstelle.
An einem der ersten Abenden luden Peter und Heidi zur schon traditionellen Speckjause auf die Terrasse, was uns gleich Gelegenheit bot, mit vielen in Kontakt zu kommen. Trotz intensivem Zugreifen wurde nur die Hälfte bewältigt und der Rest bei unserer Einstandsfeier nochmals aufgetischt.
Ein Kirchenbesuch an den Sonntagen war zwar kein Muss, jedoch sicher eine Bereicherung unseres Rehab Aufenthaltes. Anschließend gab es auf der Terrasse ein Frühschoppen mit Kaffee und Mehlspeise, musikalisch untermalt von unserem Harmonikaspieler Georg Leitinger.
Am zweiten Sonntag stand nachmittags eine Bootsfahrt nach Vrsar am Programm, von Manfred bestens organisiert und von Toni und seinem Schiff Marija perfekt ausgeführt.
Am Montag war ein Ausflug nach Motovun angesagt. Leider bestand wenig Interesse sodass Manfred mit Linda und mir alleine fuhr. Für uns zum ersten Mal ein unvergessliches Erlebnis, zumal die Auffahrt durch die steile und enge Gasse von Manfred fahrtechnisch einiges abverlangte und ihm unsere ehrliche Bewunderung einbrachte. Beim Suchen nach Jemandem zum Öffnen der Schranken kam unser lieber Manfred ordentlich ins Schwitzen. Der Rundgang oben war einmalig mit herrlicher Aussicht. Eine kleine Bar lud ein zu Eiskaffee und Bier. Die Rückfahrt war wieder ein Meisterstück.
Von den Aktivitäten möchte ich noch eine sehr interessante Führung in Rovinj ansprechen, bei der wir viel über die alte und jüngere Vergangenheit der Stadt erfuhren. Eine Labung mit kühlem Mineralwasser war bei der großen Hitze jedem willkommen. Des Weiteren besuchten die meisten von uns ein Konzert in der Franziskanerkirche und waren von der Darbietung restlos begeistert.
Ende der zweiten Woche erreichte das Meer eine Wassertemperatur um die 23 bis 24 Grad. Linda und ich nahmen nach dem Mittagessen einen Duschrollstuhl mit zum Badeplatz. Dort stellte sich heraus, dass der Rolli kein Fußbrett hatte und Linda überfordert wäre, mich gekippt die Rampe hinunter zu fahren. Kein Problem, sofort war unser starker Manfred zur Stelle und beförderte mich und gleich alle weiteren inzwischen dazugekommenen Badeaspiranten ins Wasser und später wieder alle heraus und nahm zuletzt noch selbst ein Bad im Meer. Für die nächsten Tage organisierte Manfred einen Duschrolli mit Fußbrett aus der Schwimmhalle und ermöglichte uns durch seine Hilfe weitere Badetage im Meer. Ich möchte noch erwähnen, dass es für Traudi und mich nach unserer Lähmung das erste Mal war, im Meer zu baden. Danke Manfred.
Am Montag den 19.Juni gab es im Restaurant Biondi noch das Abschlussessen, die Kosten der sehr guten Speisen übernahm dankenswerter Weise der VQÖ. Dann kam ein trauriger Augenblick, Manfred gab seinen Abschied als Organisator nach 21 Jahren bekannt. Ich glaube, ich sah nicht nur bei ihm feuchte Augen. Mentl Putz überreichte von uns einen Geschenkkorb und mit Musik von Georg und Gesang endete spät ein netter und lustiger Abend. Zum Schluss möchten sich Linda und ich bei allen für diesen schönen Rehab-Aufenthalt bedanken und wir hoffen, uns auch in Zukunft bei der einen oder anderen Gelegenheit wieder zu sehen.