Spanische Hofreitschule: Probleme mit Rollstuhlbenützern

Obmann Manfred Schweizer schreibt an die Direktorin der Spanischen Hofreitschule Frau Dkfm. Elisabeth Gürtler

Betreff.: Problem der Teilnahme an einer Führung als Rollstuhlfahrer

Sehr geehrte Frau Direktor!

Nachstehende Zeilen schreibe ich als Obmann des Verbands der Querschnittgelähmten Österreichs und als Betroffener.

Am heutigen Tag habe ich mich um 11:50 Uhr bei einem blonden Herrn im Kassabereich wegen einer Teilnahme an einer Führung als Rollstuhlfahrer in der Spanischen Hofreitschule erkundigt. Er meinte, dass dies, wenn überhaupt, nur eingeschränkt möglich ist, da es Stufen gibt, die mit dem Rollstuhl nicht überwunden werden können.

Ich erklärte, dass es schon ein Erlebnis wäre, wenigstens die Stallungen besichtigen zu können. Ich bekam den Hinweis, dass eine deutschsprachige Führung um 16:00 Uhr sein wird.

Wir, meine Frau im Rollstuhl, ein verwandtes Ehepaar aus Ulm und ich, erschienen um 15:45 Uhr bei der Kassa – wiederum bei dem blonden jungen Herrn. In einer sehr höflichen Form erklärte er, dass er unser Anliegen besprechen müsse und verschwand in einem Raum hinter der Kassa. Er kam mit einer Dame zurück, welche mir klipp und klar erklärte ,“dass eine Teilnahme an einer Führung nicht möglich sei“.

Und dies im 21 . Jahrhundert: Ich hatte das Gefühl, als würde das Personal zum ersten Mal mit der Problematik eines Rollstuhlfahrers konfrontiert werden. Ich gestehe, dass mein Ton etwas heftiger wurde. Nach neuerlicher Beratung der im Umfeld der Kassa tätigen Personen wurde eine absolut zufriedenstellende Lösung gefunden.

Meine Frau konnte den Einführungsvortrag problemlos mitverfolgen, wobei es vielleicht günstig wäre, einen Rollstuhlfahrer nicht bei den drei Stiegen, sondern in der letzten Reihe der unteren Logen wegen der Akustik zu platzieren.

Anschließend wurde sie freundlich zu den Stallungen begleitet, um dort auf die Führungsteilnehmer zu warten. Warum diese Lösung nicht von den Bediensteten selbstverständlich vorgeschlagen wurde und es erst zu einer unerquicklichen Diskussion kommen musste, bleibt ein Rätsel.

Schlussfolgerung: Das Personal müsste unterrichtet werden, wie man mit einem Gast im Rollstuhl umgeht und somit der Besuch ein positives Erlebnis wird.

In der Hoffnung, eine zweckdienliche Anregung gemacht zu haben, verbleibe ich

hochachtungsvoll

Manfred Schweizer, Obmann


Wenig später erhielten wir nachfolgenden Antwortbrief von Frau Gürtler:

 

Sehr geehrter Herr Schweizer!

Am Wochenende habe ich Ihr Schreiben vorgefunden, in dem Sie mir über das Problem bei der Teilnahme einer Führung in der Spanischen Hofreitschule als Rollstuhlfahrer berichten. Es tut mir sehr sehr leid, dass es sich vorab als problematisch herausgestellt hat, bei uns eine Führung mitzuerleben.

Prinzipiell versuchen wir all unsere Angebote behindertengerecht zu gestalten, wobei es sicher unser Fehler ist, dass dies nicht allen im Kundenkontakt Tätigen richtig kommuniziert ist. Wir haben sehr viele Teilzeitkräfte und Aushilfskräfte, weshalb es zu dieser unglücklichen Situation gekommen ist.

Seine Sie aber versichert, dass Ihr Schreiben zum Anlass genommen wird, unsere interne Kommunikation perfekter zu gestalten.

Mit freundlichen Grüßen

Dkfm. Elisabeth Gürtler
Generaldirektorin

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