TV-Sendung „Paula kommt“ zum Thema „Sex mit Behinderung“

Der TV-Sender Sixx sendet wöchentlich im Spätabendprogramm die Sendung „Paula kommt“, die sich mit allen Facetten der Sexualität auseinandersetzt. Im Oktober 2016 gab es eine Sendung mit dem Titel
„Sex mit Behinderung“,
in der David und Lisa sehr offen über ihr Sexualleben als Behinderte sprechen.

Wir wollen es unseren Besuchern überlassen, selbst zu entscheiden, ob es erfreulich ist, dass endlich auch in diesem tabuisierten Bereich die Dinge offen beim Namen genannt werden oder ob der Sender nur mit verbaler Pornographie auf Einschaltquoten abzielt.

Der Hauptteil besteht aus einem Gespräch, das die Moderatorin Paula mit David und Lisa führt.
Einige Textpassagen sind hier abgedruckt.
Daneben gibt es noch Diskussionen von drei jungen Männern über deren Verhalten bei plötzlich auftretenden Potenzproblemen und sogenannte Strassenbefragungen, wie sich Menschen verhalten würden, wenn ihr Partner nach einem Unfall größere körperliche Probleme hätte.

David und Lisa

David ist nach einem Unfall querschnittgelähmt und Rollstuhl-Skater. Beim Rollstuhl-Skaten ist David mittlerweile einer der besten der Welt, nimmt sehr erfolgreich an Weltmeisterschaften teil. Bei einem Workshop für andere Rollstuhlfahrer hat er Lisa kennen und lieben gelernt. David stürzte in einen Schacht – Wirbelbruch. Während seiner Rehabilitation macht er mit den Paralympics und dem Behindertensport Bekanntschaft. „Die Typen da im Rollstuhl, die machen echt coole Sachen“. Am schlimmsten war die Hilfsbedürftigkeit. „Der Rollstuhl hat dafür gesorgt, dass ich aus dem Scheißbett herausgekommen bin.“ Er lernte, im Rollstuhl Treppen runterzufahren und hochzuklettern. „Dann bist du ja gar nicht so eingeschränkt im Rollstuhl!“ Sein Leben hat sich drastisch verändert, als Fußgänger wäre er nie in seinem Leben als Skater nach Kalifornien gekommen.

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Bei Lisa war es Spina bifida, ein offener Rücken. Sie konnte noch bis zum 14. Lebensjahr laufen („nicht so supertoll, aber es ging halt“). Heute im Rollstuhl ist es für Lisa wichtig, die Hände frei zu haben.

Trotz ihrer Behinderung haben David uns Lisa miteinander den besten Sex ihres Lebens.
Paula: „Wie würdet Ihr Euer Sexleben grundsätzlich beschreiben?“
Lisa: „Hammergeil!“
David: „Experimentierfreudig.
Lisa: „Und auf jeden Fall auch der beste Sex unseres Lebens.“

Paul und Lisa

Paula trifft Lisa (28, Psychologin) und David (30, Rehafachberater) in einen Skateshop. Die beiden haben sich beim Skaten kennengelernt.

Lisa und David im sogenannten Quickietalk:

Paula: Eure Lieblingsstellung?
Lisa: Ich oben.
David: Ich unten

Paula: Euer erstes Mal?
Lisa: Scheiße

Paula: der perfekte Tag?
David: Kaffe, Sonne, Skatepark
Lisa: Ficken
David: … und Bierchen

Hier noch einige Textpassagen aus dem Gespräch

Paula: „In den Köpfen der Leute ist ja immer noch Behinderung und Sexualität ein totales Tabu. Also: Wer im Rollstuhl sitzt, hat eigentlich auf gar keinem Fall mehr Sex. Geht nicht, ist irgendwie komisch.“
David: „Es gibt Sextherapeuten für Menschen mit Behinderung. In der Reha: Über Sex reden wir hier nicht. Aber dass halt da unten der Freund nicht mehr so funktioniert, war für mich als 22-Jähriger das größere Problem als nicht mehr laufen zu können.“

David: „Jeder kennt Viagra, hab ich probiert – Kopfschmerzen. Dann ging’s wieder, die kleinste Dosis hab ich halbiert, reichte aus.“
Lisa: „Dann kam ich!“

Paula: „Hattest du Angst, dass Erektion nie wieder kommt.“
David: „Auf jeden Fall, das war meine größte Sorge. Dass Sex vorbei ist, dass ich mein Sexleben vergessen kann.“

Paula: „Spürst du deinen Penis?“
David: „Anders als vorher. Von der Sensibilität ist nicht mehr alles da.“

Paula: „Warst du manchmal frustriert?“
David: „Mit Sicherheit.“

Paula: „Was funktioniert denn bei eurem Sex gut und was funktioniert eher weniger?“
David: „Man kann jetzt nicht mehr jede Stellung irgendwie machen. Man kann halt kreativ an die Sache rangehen und Sachen ausprobieren.“
Paula: „Zum Beispiel, welche?“
David: „Ob ich mich auch mal irgendwie nach oben begeben kann.“
Lisa: „Er muss sich ja vorne irgendwie festhalten, kann sich nicht direkt abstützen. Das ist ein bisschen schwierig.“
Paula: „Was ist so die Stellung, die am besten für euch funktioniert?“
David: „Wenn ich liege und Lisa auf mir sitzt.“
Lisa: „Weil ich ja ein bisschen fitter bin. Ich kann mich gut hinknien und dann passt das eigentlich ganz gut.“

Paula: „Blowjob merkst du aber!“
David: „Ja, ist halt auch anders.“
Paula: „Ist das so wie mit sehr sehr vielen Kondomen drüber?“
David: „Ja, vielleicht so, ja, wie abgedämpft, der Blowjob bleibt ein gutes Werkzeug.“

Paula: „Wie ist es für dich, die Aktive zu sein?“
Lisa: „Ja, das war vorher eher nicht so und das war schon ein bisschen Umstellung für mich. Ich dachte, hier so liegen, das ist irgendwie entspannter.“

Paula: „Wie sensibel bist du im Genitalbereich?“
Lisa: „Bei mir ist es ja so, ich hab keinen Vergleich vorher – nachher.“
Paula: „Hattest du Orgasmen früher?“
Lisa: „Nie, weder zu zweit noch alleine.“
Paula: „Wie schaffst es David denn, dich zum Orgasmus zu bringen? Hat er bestimmte Techniken oder ist es einfach, weil du dich entspannt hast?“
Lisa: „Sowohl als auch – würde ich sagen. Er sagt zwar immer, das ist vor allem seine Fingerfertigkeit.“
Paula: „Hast du eine bestimmte Technik? Was ist das Geheimnis deiner Hände?“
David: „Einmal der Daumen.“
Paula: „Was macht der Daumen?“
David: „Wenn man mit den Fingern nur so ganz komisch rankommt, dann ist der Daumen einfach besser.“
Paula: „Wo legst du den Daumen hin?“
David: „Der kommt rein“

Paula: „Wie wichtig ist es für euch, das Thema Leben mit Behinderung und vor allem Sex mit Behinderung zu enttabuisieren?“
David: „Schon eines unserer Ziele.“
Paula: „Was macht ihr alles dafür?“
Lisa: „Wir ficken.“
David: „Offen darüber reden.“

Paula: „Was für Wünsche habt ihr, eure Partnerschaft betreffend?“
Lisa: „Das es so bleibt.“

Paula zu Abschied: „Sehr sehr schön, dass ihr da wart. Ihr wart ganz tolle Gäste. Ich hab sehr viel gelernt und ich freue mich, dass ihr so guten Sex habt.“
Lisa und David: „Wir freuen uns auch.“

Paulas Abschlussstatement: „Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie Menschen mit körperlichen Einschränkungen sich von gar nichts abhalten lassen. Und ich finde es großartig, wie David und Lisa für das Thema starkmachen. Sex mit Behinderung wird ja fast nie besprochen und ich bin sehr sehr glücklich, dass die beiden uns einen so offenen und interessanten Einblick in ihr Leben gewährt haben. Das zeigt mal wieder, fantastischer Sex bedeutet nicht unbedingt, dass die primären Geschlechtsorgane zum Einsatz kommen, erforscht doch einfach mal auch den Rest.“

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