Bericht über Probleme eines langjährigen Querschnittlers (61 Jahre Rolli)
(von Erich Flieszar)
Mehrere Jahrzehnte hatte ich weder mit dem Stuhlgang noch mit dem Urinieren Probleme. Vor ca. 10 Jahren konnte ich die Blase nicht mehr 100%ig entleeren und musste mit dem Katheterisieren beginnen. Damit begannen die Harnwegsinfektionen. Am Anfang wirkten die Antibiotika, die Wirkung ließ jedoch mit der Zeit nach. Die Schwierigkeiten nahmen stark zu.
Anfang dieses Jahres bekam ich einen Bauchkatheter. Jetzt habe ich keine Harnwegsinfektionen mehr (bis jetzt! Abwarten!). Das Setzen des suprapubischen Katheters war problemlos. Ich wurde am nächsten Tag aus dem Krankenhaus mit einer Liste ohne Bestellnummern für Beinbeutel usw. entlassen.
Auch der Bandagist verlangte ein Rezept mit Nummern. Nach Anfragen bei verschiedenen Stellen bekam ich auch unterschiedliche Empfehlungen (sogar den Beinbeutel mit Wasser spülen und wieder verwenden)!
Bei mir hat sich ein zweimaliges Wechseln des Beinbeutels pro Woche und gleichzeitiges Spülen des Bauchkatheters mit Natriumchlorid (NaCl) bewährt.
Ich verwende:
- diverses Reinigungsmaterial
- Beinbeutel: Coloplast-Contone Conveen 051770 800 ml
- Zum Befestigen: Deluxe LEG Bug Strap 9660 (zahlt die Krankenkasse nicht).
Die schmalen Bänder verwende ich nur zur Schlauchbefestigung am Oberschenkel.
Katheterwechsel alle 3 Monate.
VQÖ-Vorstandsmitglied, Dr. Gabriele Kirchmair – Ärztin im Rollstuhl – kommentiert aus medizinischer Sicht |
Zur Blasenentleerung bei Querschnittslähmung mit neurogener Blasen- und Darmentleerungsstörung ist der State of the art: der intermittierende Selbsttkatheterismus. Falls es zwischen den Entleerungen zu Inkontinenz kommt gibt es die Möglichkeit für Männer zusätzlich ein Condomurinal zu tragen. Weiters kann mit Infiltrationen von BOTOX (bei spastischer Blasenlähmung) der Blasenmuskel so „beruhigt“ werden, dass die Inkontinenz dadurch verhindert wird. Bei Menschen die sich selbst nicht kathetern können und auch sonst niemand das übernehmen kann ist die Suprapubische Harnableitung eine sinnvolle Alternative. Ein Dauerkatheter ist keine gute Lösung und sollte unbedingt vermieden werden. Bei stationären Aufenthalten wird das sehr gerne dem querschnittgelähmten Patienten „angeboten“, weil es für die Pflege einfach ist. Damit sind aber Komplikationen wie ein Harnwegsinfekt oder Hautschäden vorprogrammiert. Bei guter Pflege, regelmäßigem Wechsel des Suprapubischen Katheters und Infektprophylaxe ist die Suprapubische Harnbleitung eine gute Lösung. Natürlich gibt es auch operative Möglichkeiten, z. Bsp. die Harnableitung über ein Nabelstoma. Diese Variante bedeutet aber einen operativen Eingriff und ist nicht für jeden geeignet. |
Frau Dr. Kirchmair steht unter der Mailadresse gabikirchmair@aol.de für Rückfragen zur Verfügung. |
Autorenportrait Erich Flieszar | |
Geb. am 8. Jänner 1938 in Wr. NeustadtNach Abschluss der Lehre zum Fernseh-Audio- und Videotechniker Motorradunfall und Querschnittlähmung ab 7. BrustwirbelRehabilitation in Tobelbad bei Albert Wöhrer, dem „besten Trainer“ (Zitat Erich Flieszar)Nach abgeschlossener Rehabilitation Einstieg ins Berufsleben, neben der Arbeit Fernstudium als HTL-Fernsehtechniker, danach MeisterprüfungInsgesamt 40 Jahre im Arbeitsprozess, ab 1972 Geschäftsführer mit 26 Beschäftigten1964: Hochzeit mit Isolde Brauner. Die „alten“ Querschnittler wissen, das ist die Schwester von Friedl Brauner, ebenfalls ein Rollstuhlfahrer der ersten Generation.1957: Gründungsmitglied beim Verband der Querschnittgelähmten, Mitarbeit als Sportreferent1963: Organisation des 1. Sportfestes unseres Verbandes außerhalb von TobelbadErfolgreicher Sportler: 7 Weltmeistertitel, Medaillengewinner bei Paralympischen Spielen, Spezialdisziplin: Schwimmen und Tischtennis | |
Erich Flieszar ist für Rückfragen unter der Telefonnummer 02612 45412 erreichbar |