Seit Anfang April 2014 ergänzen vier neue MAN Midi-Busse die Busflotte der Stadtbetriebe Steyr.
Sie ersetzen die bereits 15 Jahre alten Busse, die auf den engen Straßen der Linien 3a, 4, 5, 6, 7 und 8 eingesetzt werden. Stolz verlautbaren die Stadtbetriebe Steyr auf ihrer Homepage: „Die neuen Busse sind behindertengerecht ausgestattet und auf dem neuesten Stand der Technik“.
„Es gibt überhaupt keinen Grund auf diese Investition stolz zu sein“, meint Mag. Wolfgang Glaser vom Verband der Querschnittgelähmten Österreichs. „Es handelt sich zwar bei den neuen Bussen um Niederflurbusse mit einem Rollstuhlplatz, doch der Großteil der Sitzplätze ist nur durch mehrere Stufen erreichbar“, kritisiert Glaser, der selbst Rollstuhlfahrer ist. Bei einer Testfahrt, die Wolfgang Glaser gemeinsam mit Wilfried Plank vom Zivilinvalidenverband, der sich mit Krücken fortbewegt, durchgeführt hat, stellte sich heraus, dass die neuen Busse nur 4 Sitzplätze bieten, die barrierefrei zugänglich sind und bei 2 von diesen 4 Sitzplätzen ist kaum Fußfreiheit gegeben.
Wer ganz hinten im Bus Platz nehmen möchte und die Überwindung der Stufen auf sich nimmt, muss zusätzlich noch aufpassen, sich am Dach des Busses nicht den Kopf anzustoßen. Die neuen Busse bieten auch nur Platz für einen Rollstuhl oder nur einen Kinderwagen. Wenn man mit mehr als zwei Kinderwägen oder Rollstühlen einen Bus benutzen möchte, ist das nicht möglich.
„Es ist mir völlig unverständlich, dass in der heutigen Zeit überhaupt noch Linienbusse angekauft werden, deren Sitzplätze größtenteils nur über Stufen erreichbar sind“, kritisiert Glaser. „Inzwischen wurden an mich schon von vielen älteren und behinderten Menschen wegen der neuen Busse Beschwerden an mich herangetragen. Die neuen Busse sind mit Sicherheit nicht im Sinne jener Fahrgäste, die gehbeeinträchtigt sind oder mit einem Kinderwagen unterwegs sind und dabei handelt es sich um keine Minderheit“, meint Glaser. „Bei derartigen Investitionen muss es doch möglich sein, dass auf die Barrierefreiheit höchsten Wert gelegt wird und wenn diese Busse auf dem neuesten Stand der Technik sind, wie behauptet wird, so sollte sich die Technik an die Bedürfnisse der Fahrgäste anpassen und nicht umgekehrt!“ so Glaser.
Bushaltestelle bei Krankenkasse auch nicht barrierefrei
Bei der Testfahrt fiel auch noch auf, dass die Bushaltestelle bei der Gebietskrankenkasse nicht barrierefrei ist. „An dieser Haltestelle gibt es nicht einmal einen Bussteig, was dazu führt, dass auch beim Einsatz einer Rampe, den man im Bus ausklappen kann, der Niveauunterschied für einen barrierefreien Ein- und Ausstieg zu hoch ist! Dabei ist gerade bei dieser Haltestelle damit zu rechnen, dass oft mobilitätseingeschränkte Menschen hier ein- und aussteigen müssen“, kritisiert Glaser.