März 2015, RA 204: Leserbriefe

Leserbrief unseres Mitglieds Franz Kosulic

Ich möchte mich kurz vorstellen: Franz Kosulic geb. 2.8.1960. Ich hatte 1977 einen Badeunfall und bin seitdem querschnittgelähmt C5/C6 komplett. Ich bin schwerstbehindert, komplette Lähmung der Beine und Teillähmung der Arme, keine Fingerfunktion und Streckmuskel. Seit 1984 besitze ich einen PKW und bin Selbstfahrer. Zum Transfer ins bzw. aus dem Auto benötigt man für den Rollstuhl, ziemlich viel Platz. Gott sei Dank gibt es da die Behindertenparkplätze.

Leider muss ich sagen, dass es noch nie so schlecht war wie jetzt einen freien Behindertenparkplatz zu finden. Einerseits stehen Autos ohne Ausweis auf den Parkplätzen. Zum Anderen stelle ich mir die Frage, wer bitte stellt die Ausweise aus, es stehen Autos auf den Parkplätzen, wo ich einen Kran bräuchte, um ins Auto zu kommen.

Zu 90 % sind das Personen, die keine sichtbare Behinderung haben und nicht einmal gehbehindert sind, geschweige denn einen Rollstuhl brauchen.

Würde sehr gerne so einem verantwortlichen Ausweisaussteller die Beine zusammen binden; ihn in einen Rollstuhl sitzen und ihn auf Tour schicken, das heißt alltäglichen Fahrten, wie einkaufen, etc. schicken. Ich würde ihn aber fairerweise einen Tipp geben, er solle sich nicht in eine nichtbehinderten Parklücke stellen, könnte nämlich passieren, dass sich ein anderes Auto neben ihn parkt und er nicht einsteigen kann, weil er Platz für den Rolli braucht.

Weiß auch nicht, was für gescheite studierte Menschen über unsere Behinderung im Alltag entscheiden. Ich versteh aber auch nicht, warum die Polizei nicht mehr kontrolliert und die Strafen nicht so erhöht werden, dass sich jeder überlegt, sich ohne Ausweis auf einen Behindertenparkplatz zu stellen.

Es interessiert doch niemanden, man fragt sich sowieso, wer uns politisch vertritt. Den Vorschlag zwei verschiedene Ausweise auszustellen, finde ich super.

Mit freundlichen Grüßen Franz Kosulic

 

Leserbrief unsrees Mitglieds Rudolf List

Als Betroffener – Querschnittslähmung seit 56 Jahren – bedankte ich mich herzlich, dass es so innige Bemühungen Ihrerseits gibt, endlich Ordnung in “Verleihung” der Ausweise nach § 29b zu bringen. In den letzten Jahren wurde es immer schwieriger, einen Behindertenparkplatz in erreichbarer Nähe zu erlangen. Werden Nichtberechtigte darauf angesprochen, gibt es – bestenfalls- ein Achselzucken. Auch erlebe ich immer öfter Personen, die sich schwungvoll aus ihrem Auto “werfen”, ihren Ausweis auf das Armaturenbrett legen und munter eine Einkaufsstraße entlang spazieren.

Auch ihre Anmerkung, dass die Eintragung “Unzumutbarkeit der öffentlichen Verkehrsmittel…….” nicht mehr zielführend ist, stimmt vollkommen, da die meisten ÖFFIS mit einer Vorrichtung zur barrierefreien Benützung ausgestattet – auch wenn manche Lenker diese nur ungern betätigen- geschehen in Wien.

Wie unsinnig einzelne Bestimmungen zum Erhalt des Ausweises sind, erlebte ich im Bekanntenkreis: Eine Frau mit Seitenausgang- ansonsten keiner Behinderung- musste um den Ausweis nach § 29b ansuchen, um den Euro Schlüssel zu erlangen.

Bitte auch dies in Ihre Bemühungen für eine Reform des § 29b Ausweises einfließen zu lassen.

Es grüßt Sie herzlich Rudolf List, Mitglied beim VQÖ seit 55 Jahren

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