Das Race Across America (RAAM) ist ein jährlich durchgeführtes Radrennen, das von der Westküste der Vereinigten Staaten zur Ostküste verläuft. Es gilt als das längste und härteste – wahrscheinlich auch verrückteste – Radrennen der Welt. Der Österreicher Christoph Strasser gewann 2013 das Rennen als erster Soloathlet unter acht Tagen (Siegerzeit 7 Tage 22 Stunden 11 Minuten), und unterbot diesen Rekord im nächsten Jahr mit 7 Tagen 15 Stunden 56 Minuten erneut.
In der Kategorie Handbike stand der Rekord auf 8 Tage und 9 Stunden, aufgestellt durch Carlos Moleda, Patrick Doak, Hannes Köppen und Vico Merklein. Im Jahr 2014 wurde dieser Rekord durch das Handbikeduo Thomas Frühwirth und Manfred Putz unterboten:
14. bis 22. Juni 2014: 8 Tage, 1 Stunde, 25 Minuten
Um 16.14 Uhr Ortszeit überquerten Thomas Frühwirth und Manfred Putz am 22. Juni 2014 die Ziellinie in Annapolis und beendeten das Race Across America somit von der West- an die Ostküste in der unglaublichen Zeit von etwas mehr als 8 Tagen. Mit dieser Zeit erfüllten sich die beiden Handbiker nicht nur einen persönlichen Traum, das härteste Radrennen der Welt zu finishen, sondern setzten auch ein deutliches Zeichen. Denn diese Zeit bedeutet sehr viel: Sie ist neuer Rekord beim RAAM in der Klasse der Handbiker.
Um dieses Unternehmen durchzuführen, bedarf es einer gründlichen Vorbereitung. Die Sportler wurden durch ein Betreuerteam von 11 Mann unterstützt. Die beiden Österreicher waren bereits 10 Tage vor dem Start vor Ort, um sich an die klimatischen Verhältnisse (in der Wüste von Borrego Springs bis zu 51 Grad im Schatten) zu gewöhnen.
Der Start erfolgte am 14. Juni um die Mittagszeit. Das Rennen war auf einen Rhythmus von von etwas unter 2 Stunden aktives Fahren und etwas unter 2 Stunden Pause aufgebaut. Für die Dauer des Rennens wurde fast vollständig auf flüssige Nahrung umgestellt. Frühwirth und Putz begannen mit hohem Tempo, das Betreuerteam arbeitet routiniert und fehlerfrei.
Nach den hügeligen Dünengebieten ging es schon in Richtung Rocky Moutains. Auf 3600 Meter spürt man erst, wenn man einen Schluck trinkt, dass danach ein kleiner Sauerstoffmangel herrscht und man 1-2 extra Luftschnapper braucht. Vor allem das Gebiet nach dem Wolfs-Creek-Pass (höchster Punkt des Rennens 3600 Meter) hat sehr an Alpenpässe erinnert. Nur sind hier die Anstiege länger, dafür aber auch flacher. Oben herrschten Temperaturen von etwas über null Grad und auf den Abfahrten wurde es schon recht frisch.
Ab dem 5. Tag wurde es auch für das Team anstrengend und der eine oder andere kleine Fehler schlich sich ein. Denn auch die Betreuer schlafen während des Rennens maximal 3 Stunden am Tag. Nach etwa zwei Drittel war abzusehen, dass eine Zeit von weniger als neuen Tagen erreicht werden konnte – also auf in das letzte Drittel mit neuer Motivation. Die bevorstehenden Appalachen würden den Fahrern aber nochmals alles abverlangen.
Während des ganzen Rennens gab es weder einen Reifenschaden an den Handbikes noch Probleme mit den Betreuerfahrzeugen und dem Wohnmobil. Auch das Wetter war dem Unternehmen freundlich gesinnt, in acht Tagen hat es nur einmal eine Viertelstunde geregnet.
Trotz eines letzten Aufbäumens war es nicht möglich, unter die 8-Tage-Grenze zu kommen, aber 8 Tage, 1 Stunde und 25 Minuten sind neuer Rekord.
Thomas Frühwirth:
geb. 12. August 1981
Verbandsmitglied seit 2005
Querschnittlähmung nach Motorradunfall
„Es ist natürlich ein herrliches Gefühl, den Rekord geschlagen zu haben. Wir sind ein nahezu optimales Rennen gefahren, das Team hat ebenso perfekt gearbeitet. Herausgekommen ist eine Wahnsinnszeit, auf die wir stolz sein können. Es hätte natürlich immer noch schneller gehen können, also ist eine Zeit unter 8 Tagen sicher auch möglich. Aber ich bin dennoch absolut zufrieden, weil ich von Anfang bis zum Schluss fast keine Müdigkeit verspürte und bei meinen Etappen keine Schwächephasen hatte.“
Manfred Putz:
geb. 24. Juli 1969
Verbandsmitglied seit 1998
Querschnittlähmung nach Verkehrsunfall
„Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, die Finisher-Medaille um den Hals hängen zu haben. Das haben bislang nur wenige geschafft. Dass wir dazu auch noch einen neuen Rekord für Handbiker aufgestellt haben, ist das Tüpferl auf dem i. Ich bin gleichzeitig aber auch froh, dass das Rennen vorbei ist, ich bin körperlich an meine Grenzen gegangen.“