Schauplatz: SCN, 1. Stock, Trafik. Zeitpunkt: Irgendwann im Juni 2015.
Wie jede Woche seit 25 Jahren mache ich meine Einkäufe in dem von meinem Wohnort nicht weit entfernten Einkaufszentrum. Nachdem ich trotz der zahlreichen – natürlich besetzten – Behindertenparkplätze endlich einen „normalen“ Parkplatz gefunden habe, auf dem mich niemand einsperren kann (das ist ein anderes Thema und demnächst eines weiteren Beitrages in diesem Blog würdig), fahre ich mit dem Lift ins Erdgeschoß und erledige meine Einkäufe, die ich in einem Einkaufskistchen auf meinem Schoß deponiere.
Mein letzter Weg führt mich in den ersten Stock in die Trafik. Wie üblich biege ich um die Ecke, den Blick schon auf die Verkäuferinnen gerichtet, um einen freundlichen Gruß los zu werden. Dann geht alles blitzschnell und alles gleichzeitig: Ein erschrecktes Quietschen entfährt mir, gleichzeitig fliegt mein Einkaufskorb in hohem Bogen von meinen Knien und ich kann mich im allerletzten Moment in meinem Rolli so stabilisieren, dass ich meinen Einkäufen nicht hinterher falle. Mit klopfendem Herzen sucht mein Blick auf dem Boden nach der Ursache dieses Missgeschicks, doch da liegt nichts. Die umstehenden KundInnen helfen mit unter mitfühlendem Gemurmel, meine Einkäufe wieder sicher zu verstauen, während ich endlich die Hürde entdecke, die mich fast aus dem Rollstuhl katapultiert hätte:
Der neu verlegte Boden in der Trafik wurde entlang des Zugangs mittels einer Aluschiene mit dem äußeren Gangbereich des Einkaufszentrums verbunden. Dass diese Schiene laut Hersteller nur einen Zentimeter hoch und damit barrierefrei ist (Information der Verkäuferinnen), tut nichts zur Sache, wenn es von den ca. 50 Geschäften nur in einem einzigen neuerdings diese Barriere gibt. Ich bin überzeugt davon, dass ich nicht die einzige bin, die schon darüber gestolpert ist (egal ob Rolli oder Geher). Für StammkundInnen wird es nicht leicht werden, sich daran zu gewöhnen, den Blick zuerst dem Boden und dann erst den Verkäuferinnen zu widmen. Ich zumindest habe auch heute beim inzwischen vierten Besuch der Trafik wieder einen erschreckten Laut von mir gegeben, die Kundinnen und Personal dazu veranlassten, mich entgeistert anzustarren (immer diese Rollifahrer!)
Nach dem Umbau ist NICHT vor dem Umbau!!! Denn monatelange Umbauten des SCN haben leider dazu geführt, dass es nun nicht mehr zu 100 % barrierefrei ist, so wie in den letzten 25 Jahren. Schade eigentlich.
P.S.: Übrigens hatte auch eine der Verkäuferinnen schon ein Problem mit dieser „barrierefreien“ Schiene: Sie bekam den Griff ihres Einkaufswagens in den Bauch gerammt, als sie mehrere Stapel von Zeitungen in die Trafik bringen wollte und die kleinen Räder blockierten, weil natürlich auch sie seit Jahren an etwas anderes gewöhnt ist – nämlich eine problemlos passierbare Schiene!