Reform: Auch Blinde dürfen künftig Behindertenparkplätze nutzen. Das ärgert Rollstuhlfahrer. (von Daniel Windisch, „der Grazer“)
Die vom Parlament kürzlich beschlossene Reform des Behindertenausweises – „der Grazer“ berichtete – sorgt für gemischte Reaktionen. Die einen sehen mit der neuen Regelung (ab 2016 gelten nur noch personalisierte Ausweise) die Gefahr von Missbrauch durch Unbefugte eingedämmt. Andere befürchten wiederum, dass die mit der Reform einhergehende Öffnung der Behindertenparkplätze für Blinde etc. vor allem Rollstuhlfahrern auf den Kopf fallen könnte.
Kampf um Parkplätze
Diese Sorge hat Manfred Schweizer vom Verband der Querschnittgelähmten. Es habe schon Gründe, warum es die Behindertenparkplätze mit 3,5-Meter-Abständen gibt. „Ein Rollstuhlfahrer kann nicht überall aussteigen, weil er die Tür nicht weit genug aufmachen kann“, sagt Schweizer. Er warnt davor, dass „verzweifelte“ Kämpfe um die wenigen behindertengerechten Parkplätze ausbrechen werden, wenn hier künftig auch Blinde oder chronisch Kranke parken dürfen.
„Blinde Menschen möchten den Rollstuhlfahrern nicht ihre Parkplätze wegnehmen, sondern ihre eigene Sicherheit erhöhen“, kontert Blindenverbands-Präsident Markus Wolf. „Denn derzeit müssen die Lenker der Begleitfahrzeuge oft fernab vom Ziel parken und blinde Mitfahrer, ohne dass sie dafür ausgebildet wurden, zu ihrem Ziel begleiten. Hier kann es mitunter zu gefährlichen Situationen kommen!“ Es sei „dumm“, so zu argumentieren, ärgert sich Schweizer: Man unterstelle damit blinden Menschen völlige Hilflosigkeit, zudem brauche ein Blinder eben weniger Platz beim Aussteigen als ein Rollstuhlfahrer. Daher müssten Behindertenparkplätze ausschließlich Rollstuhlfahrern zur Verfügung stehen, fordert Schweizer.
Das lässt Michi Bachler vom steirischen Blindenverband nicht gelten: Es sei eine Verbesserung, dass auch blinde Menschen diese Parkplätze nutzen könnten. Konflikte mit Rollstuhlfahrern befürchtet er nicht – vielmehr „sollte genauer kontrolliert werden, wer dort wirklich nicht parken darf“.